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Paderborn: Le Mans Wall Sperrung – Ein Traum mit Zukunft? Leserbrief vom 29.01.97

Im Wochenspiegel vom 29. Januar 1997 griff ich die baustellenbedingte Sperrung des Le Mans Wall für den Durchgangsverkehr auf. Denn das, was sonst nur zum Liborifest – meist in den verkehrsärmeren Sommerferien eine Woche lang Realität wird, wurde nun mitten Jahr für einige Zeit wahr. Und ich habe nicht mitbekommen, dass in Paderborn der Verkehr zusammen brach. In Form eines gedachten Stadtbesuches in Paderborn, habe ich beschrieben, wie schön die Stadt mit weniger Autoverkehr und mehr ÖPNV sein könnte.

In Steinheim steige ich in den Elektrotriebwagen nach Paderborn. der schnell beschleunigende Motor ermöglicht ohne Fahrzeitverlängerung das Bedienen neuer Haltestellen. So steigen heute auch an den Bedarfshaltestellen Grevenhagen und Neuenbeken (Anschluss an eine Buslinie des Padersprinter) Fahrgäste ein und aus. Alle 30 Minuten verkehrt dieser Zug zwischen Hameln und Paderborn. In Altembecken werden mehrere Triebwagen aus Höxter, Göttingen, Warburg und Detmold zu einem Verband gekoppelt, damit die Strecke Altenbeken – Paderborn nicht überlastet wird.

An der neuen Eisenbahnhaltestelle Rosentor verlasse ich mit den meisten Fahrgästen den Zug. Nur wer in den stündlichen Interregio umsteigen will, fährt noch weiter bis zum Paderborner Hauptbahnhof. Auf den zuschlagpflichtigen Inter City (IC) wurde zum Glück verzichtet. Alleine die neue Eisenbahn – Haltestelle Rosentor mit angrenzender Zentralstation des Padersprinter- Stadtbusnetzes hat der Bahn Fahrgastzuwächse von 40% gebracht.

Der Le Mans Wall und der Liboriberg sind ruhig. Die Straße wurde für den Durchgangsverkehr gesperrt. Stattdessen kommt gerade eine Flotte von Bussen an, die statt durch die Innenstadt über den Kamp, Rathausplatz und die Marienstraße nun ungestört vom PKW- Verkehr über den südlichen inneren Ring fahren. Eine Midibus- Linie fährt alle 10 Minuten den Kreis Paderborn Hauptbahnhof – Paderborn Rosentor – Kamp – Marienstraße – Imadstraße – Rathenaustraße – Hauptbahnhof. Dieser Bus verkürzt nicht nur gehbehinderten Menschen die Wege zur Innenstadt, er erschließt auch das dicht bewohnte Riemekeviertel. Auf den Parkplätze am Liboriberg findet jetzt 2 mal in der Woche der Wochenmarkt statt. Wer samstags und Mittwochs in der Stadt etwas einkauft, kann nach seinen besorgungen in der Innenstadt die schweren Lebensmittel direkt neben dem Busbahnhof auf dem Wochenmarkt einkaufen und muss die Taschen nicht mehr so weit zum Bus schleppen. Der Domplatz bekam dafür neue Attraktionen. Anstelle des Wochenmarktes gibt es hier jetzt häufig Flohmärkte, Infobörsen, Aktionstage und viele andere Veranstaltungen, die die Menschen in die Innenstadt locken.

Da die Leute weniger mit dem Auto fahren, gehen viele mit einem Handwagen oder Rucksack einkaufen. Gegen einen Pfandbetrag kann man sich am Rosentor verschiedene Handwagen beim VPH- Fahrgastzentrum ausleihen. Für diese Handwagen gibt es im ganzen Innenstadtgebiet abschließbare Einstellplätze.

Von der Verkehrsregelung auf dem Liboriberg profitieren alle!
—Paderborn hat weniger Autoverkehr und trotzdem eine florierende Innenstadt.
—Es gibt weniger Abgase und Unfälle.
—Die Busse sind wesentlich schneller geworden, seit diese über den Le Mans Wall und Liboriberg fahren.
—Die Verknüpfung der Stadtbusse mit dem regionalen Schienenverkehr am Bahnhof Paderborn Rosentor ist hervorragend.
—Busfahrer (weniger Stress beim Fahren), Fahrgäste (schnellere Busverbindungen) und Anwohner (Zug- und Bushalt vor der Haustür, statt Zuggeräusche ohne Haltestelle) profitieren von der neuen Verkehrsgestaltung.

Dies muss keine Utopie bleiben. Die Sperrung des Le Mans Wall ist momentan vorhanden. Die Auswirkungen können geprüft werden. Der Rest kann in wenigen Jahren verwirklicht werden, wen die Politik es will oder die Wähler die Politiker per Stimmzettel dazu zwingen.

Autofahren bleibt nach wie vor für jeden zu jedem Ziel möglich. Aber der öffentliche Verkehr würde einen riesigen Attraktivitätsschub erhalten und so viele Autofahrten ersetzen.

Heute fahren alle Züge aus Richtung Altenbecken direkt an der Paderborner Innenstadt ohne Halt vorbei. Es muss am Hauptbahnhof in einen Bus umgestiegen werden, um dahin zurück zu fahren, wo man durch eine neue Haltestelle künftig aussteigen könnte. das gleiche gilt für Fahrgäste, die vom Zug in die Busse zur Uni und zur östlichen Stadthälfte umsteigen wollen. Busfahrgäste, die von einem Stadtteil ins andere fahren, wird die zeitraubende Innenstadtdurchquerung erspart, während die Fahrgäste, die zur Innenstadt wollen, noch immer recht nah am Zentrum halten oder in den Midibus umsteigen können. Der Midibus stört in der Innenstadt nicht und ersetzt die Schlange der Linienbusse, die im dichten Takt noch immer durch die Innenstadt fährt.

Paderborn hat hier einmalige Entwicklungschancen. Wer hat Lust sich mit mir (oder da ich nicht mehr in Paderborn bin statt mir) sich hierfür einzusetzen?

Eine Herausnahme der Busse aus der Innenstadt ohne eine Sperrung des südlichen Inneren Ringes für den Durchgangsverkehr wäre jedoch eine Verschlechterung des Busverkehrs und würde das Autofahren fördern. Ohne eine Sperrung für PKW, ist die Verlagerung der Busse auf den Liboriberg abzulehnen und die heutige Verkehrsführung beizubehalten.

Abs. Felix Staratschek
damals Verkehrspolitischer Sprecher der Ökologisch Demokratischen Partei (ÖDP), wohnhaft im Riemekeviertel.

Innenstadt Paderborn: Die Busse müssen schneller werden – Leserbrief vom 25.02.95

Im Westfalenblatt erschien am Samstag den 25.02.1995 folgender Leserbrief:

Viele Leute fordern, dass die Busse der PESAG (heute Padersprinter) nicht mehr über den Rathausplatz fahren sollen. Statt dessen sollen die Busse über den südlichen inneren Ring fahren und zusätzlich die Zentralstation ansteuern. das letztere wäre ein Zeitaufwendiger Umweg und würde verhindern, dass mehr Leute auf den Bus umsteigen.
Aber auch der Liboriberg hat Tücken. Die Busse der BVO brauchen für die kürzere Strecke in der Hauptverkehrszeit oft länger, als die PESAG- Busse der Linien 4,9,und 48. Ferner sind die haltestellen auf dem Ring durch den Autoverkehr unattraktiv. Wenn die PESAG- Busse über den Liboriberg fahren sollen, müssen da die Autos weg. Dann können die Busse ungestört und schnell die Straße passieren. Die Innenstadt könnte durch eine Ringlinie (Rosentor – Torgasse – Kamp – Rosentor auch für Rentner gut erschlossen werden. Ferner bietet sich der Platz zwischen der Eisenbahnstrecke und dem Liboriberg für den Wochenmarkt an, so dass man auf kürzesten Weg mit den vollen Einkaufstaschen zum Bus käme. Ohne PKW- Durchgangsverkehr auf dem Le Mans Wall bräuchte am Rosentor auch keine Grünfläche für zusätzliche Busspuren geopfert werden. Da ich aber nicht glaube, dass der Paderborner Rat die von mir hier vorgeschlagene Variante in Erwägung ziehen will, ist die derzeitige Busführung durch die Innenstadt die beste, die durchsetzbar ist.
Allerdings muss nach einer Fertigstellung des Parkhauses Neuhäuser Tor der Autoverkehr aus der Marienstraße genommen werden. Durch eine schallschluckende Fassadengestaltung oder -bergrünung sollte der Lärm der Busse reduziert werden. Da aber die Neuhäuser Straße zugunsten der Anwohner nicht gesperrt wird, können auch die Anwohner der Marienstraße nicht verlangen, dass die Busse aus ihrer Straße verschwinden.

Was würde mit der Zentralstation unter dem Königsplatz passieren, wenn die von mir vorgeschlagene Liboriberg- Lösung umgesetzt würde?
Die Ringlinie bräuchte die Zentralstation nicht und könnte auf der Marienstraße halten. Der Raum der Zentralstation könnte als Geschäftsfläche genutzt werden.

Zur weiteren Attraktivierung der Innenstadt könnte ein Bahnhof am Rosentor sehr beitragen. Mehr Fahrgäste würden die Zukunft der Sennebahn sichern. Aber auch für die Züge von Soest, Warburg, Steinheim, Bad Meinberg und Bad Driburg wäre eine Bahnstation Rosentor attraktiv.

Abs. Felix Staratschek, damals in der Riemekstraße in Paderborn wohnhaft.

Stellungnahme zur Studie zum PESAG- Busverkehr in Paderborn im Februar/ März 1995

Die PESAG (heute Padersprinter) hatte in einer Studie untersuchen lassen, wie sich der Busverkehr in Paderborn entwickeln soll. Anfang 1995 wurde diese Studie veröffentlicht. Dazu habe ich im Auftrag der Ökologisch Demokratsichen Partei (ÖDP) im Kreis Paderborn wie folgt auf 5 Schreibmaschinenseiten Stellung genommen und das an zahlreiche Personen des politischen Lebens sowie an die Verkehrsbetriebe geschickt. Es war mir gelungen, an eines der Exemplare der Studie zu gelangen, die ansonsten nur im engeren politischen Bereich verfügbar war.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zum Glück hat es diese Studie gegeben. Denn jetzt wissen wir noch immer nicht, ob die Busse über den Rathausplatz oder den Ring fahren sollen. Bedeutend ist jedoch die Erkenntnis, dass der Kaukenberg besser angeschlossen werden soll und ansonsten alles gut ist. Selbst die Geographen der Universität Paderborn wären niemals in der Lage gewesen, zusammen mit ihren Studenten während eines Seminars und einigen Geländepraktika diese Erkenntnis zu erlangen. Das gilt auch für die Politiker Paderborns, die auch dann, wenn diese täglich den Bus nutzen würden, Schwierigkeiten haben würden, solche Theorien auch nur zu erahnen.

Nach der Satire nun zum Ernst. Die vermeintliche Studie ist immerhin eine schöne Status Quo- Beschreibung des ÖPNV der PESAG in Paderborn. Insofern kann diese Studie trotz vieler Mängel eine Grundlage für eine weitere Diskusion sein. Insgesamt hätte ich jedoch mehr erwartet. Ich will mich daher an den Inhalt der Studie halten, wenn ich meine Anfragen und Anregungen formuliere.

Allgemeines:

—–Zunächst wird in der Studie gar nicht darüber diskutiert oder nachgedacht, wie man dem Modal Split zugunsten des ÖPNV verbessern könnte. Der Bus wird ohne einen Zusammenhang mit anderen Verkehrsarten betrachtet. Umweltschützer sprechen vom Umweltverbund aus Fußgängern, Radfahrern und Bus und Bahn. Dieser Umweltverbund soll vor dem Autoverkehr bevorzugt werden. Die alleinige Betrachtung des Busverkehrs ist zu einseitig, da keine Busfahrt ohne Vor- und Nachlauf zu Fuß, per Rad und manchmal auch per Auto auskommt.
—–Desweiteren hat es den Anschein, dass die Gebiete mit einem Fahrgastzuwachs in der gleichen Zeit auch einen entsprechenden Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen haben. Dann hat der Busverkehr defakto keine neuen Fahrgäste gewonnen, sondern lediglich den Anteil übernommen, den der Bus eh beim Personenverkehr in Paderborn hat. Der Autoverkehr dürfte dann ähnlich zugenommen haben. Umweltschutz passiert im ÖPNV erst, wenn aktiv PKW- Fahrten vermieden werden.
—–Bei der mittleren Fahrweite wäre zu prüfen, wie sich verschiedene Fahrgastgruppen verhalten. Wie weit fahren Pendler, Rentner, Schüler, Innenstadtbesucher und Freizeitfahrgäste?
—–Bei den 20 wichtigsten Haltestellen fällt auf, dass diese in der Regel entweder in der Innenstadt liegen oder an den Linien mit einem 15 Minuten Takt. Interessant wäre eine Liste der 20 wichtigsten Haltestellen ohne die Innenstadthaltestellen, da deren Bedeutung durch die zentrale Lage vorgezeichnet ist.
—–Es ist fraglich, ob die Aussage der Studie stimmt, dass eine Verdoppelung von einem 30 Minuten Takt auf einen 15 Minuten Takt nur 10% mehr Fahrgäste bringt. Bei 100% mehr Fahrleistung für nur 10% Zuwachs würde sich die Umweltbilanz des ÖPNV verschlechtern und die Kosten pro Fahrgast deutlich erhöhen. Zur Begründung dieser Aussage wird auf „bundesweite Erfahrungswerte“ verwiesen, anstatt die Entwicklung in Paderborn zu untersuchen. Hier gibt es den 15 Minuten Takt nach Wewer, Elsen, zum Westfriedhof, nach Schloss Neuhaus und zur Uni erst seit ein paar Jahren. Hier ließe sich ganz konkret zeigen, wie sich die Fahrgastzahlen entwickelt haben. Erfahrungen mit verbesserten Fahrplänen aus dem Bereich der Schiene haben deutlich größere Zuwächse gebracht (Stand Winter 1994/95):
Karlsruhe – Bretten (Karlsruher Modell) 300%
Köln – Gummersbach (erster Citybahn- Modellversuch) 80%
Bielefeld – Paderborn ca. 20%
—–Bei der Verteilung des Verkehrsaufkommen über den Tag fällt auf, dass der Schülerverkehr eine herausragende Bedeutung hat. Die Darstellung ist ungünstig. Die Schüler hätten als oberste Gruppe im Stabdiagramm dargestellt werden müssen, damit man die Trend bei den übrigen Fahrgästen besser erkennen kann. Eine ähnliche Darstellung über die Zahl der eingesetzten Busse wäre ebenfalls interessant.
Die Tagesgang- Linie wirft aber auch viele Fragen auf. wenn Schüler und Auszubildende einen großen Anteil am Fahrgastaufkommen haben (44%), muss man sich fragen, wo diese Leute bleiben, wenn sie die Ausbildung abgeschlossen haben. Warum nehmen die nicht mehr den Bus, obwohl die doch meist Dauerkunden beim ÖPNV waren. Oder sind das alles nur die Muss-Kunden, denen es zum Autofahren alleine an Jahren und / oder Geld fehlt?
Die gleiche Frage muss auch an die anderen Fahrgäste gestellt werden:
Wer hat einen Führerschein?
Wer hat ein oder mehr Autos zu Hause und könnte, statt auf den Bus jederzeit auf dieses Fahrzeug zurückgreifen?
Wie oft nutzen die Muss- Kunden Bus und Bahn?
Wie oft nutzen Leute, die ein Auto zur Verfügung haben den Bus?
Die Muss- Kunden zu transportieren kann als sozialer Bereich des öffentlichen Verkehrs bezeichnet werden. Nur wenn auch Kann- Kunden den ÖPNV nutzen, tritt durch vermiedene Autofahrten wirklich eine Umweltentlastung ein. Gleiches gilt aber noch für die Muss- Kunden, die ohne ÖPNV von Angehörigen befördert würden. Da kann eine Busfahrt sogar 2 Autofahrten ersetzen!

In der Tagesganglinie wird auch deutlich, dass ab 19 Uhr das Verkehrsaufkommen bei Bus und Bahn fast zusammen bricht. da fast jeder Haushalt ein Auto hat, wird dieses abends, wenn man etwas gemeinsam unternehmen will, auch gebraucht. Die Studie bestätigt damit die Forderung der Ökologisch Demokratischen Partei (ÖDP) nach einem „Guten Abend Ticket“ für die PESAG (ÖDP- Bürgerantrag von 1994, 1 Monat für bis zu 5 Personen für 20 DM täglich ab 19 Uhr, Sa + So wäre mehr möglich). Auch die Kombination von Eintrittskarte und Fahrkarte, wie es die im VRR und VRS oft gibt, wäre ein Anreiz das Auto stehen zu lassen. Ein Schüler- Freizeit- Ticket für 15 DM könnte den Schülern ab 14 Uhr die Nutzung aller Busse ermöglichen, damit diese das ganze PESAG- Netz mit der Zeit kennen lernen und dadurch hoffentlich später häufiger zu Dauerkunden werden.

Die derzeitigen Angebote (Stand 1995), bei denen mehrere Personen auf einer Fahrkarte gemeinsam fahren dürfen kranken daran, dass nur 2 Erwachsen und 3 Kinder damit fahren dürfen. 5 Personen passen aber in jedes Auto und da fragt keiner, wieviele davon Kinder sind. Also sollten Zeitkarten ab 19 Uhr und Tageskarten den ganzen Tag von 5 Personen ohne Altersgrenze nutzbar sein, damit mehr Autos in der Garage bleiben.

—–Bei der Tabelle der Umwegfaktoren der Buslinien wäre ein Vergleich mit dem Autoverkehr interessant. Wie schnell ist man mit dem Auto? Ferner müsste geprüft werden, welche Potentiale zur Beschleunigung der Busfahrten vorhanden sind? Die Tabelle zeigt, dass man mit dem Fahrrad meistens schneller, als mit dem Bus ist. Beim Radfahren kann man vor der Haustüre aufsteigen und hat keine Warte- und Umsteigezeiten. Oft überholt man mit dem Fahrrad, z.T. durch gute Schleichwege, sogar den Autoverkehr. Insofern ist es schon fast verwunderlich, dass so viele junge Leute (Schüler und Auszubildende) den Bus nutzen. Es wäre in der Tabelle auch interessant wenigstens die Ringlinie 58 gesondert  aufzuführen, da man dadurch wenigstens die Reisegeschwindigkeit dieser Linie erfahren hätte.

Innenstadt und Weiterentwicklung des Busverkehrs

Es ist ja kaum zu glauben, was in der Studie für Innenstadtführungen geprüft wurden. Kaum ein Fahrgast wäre auf solche Gedanken gekommen. Es gibt letztlich nur zwei vertretbare Varianten. Die eine heißt Status Quo und die andere ist noch nie, auch nicht von dieser Studie, untersucht worden, obwohl die ÖDP dies in Bürgeranträgen (1994) gefordert hat.
Der Vorschlag der ÖDP lautet, die Busse sollen über den Le Mans Wall und Liboriberg verkehren. Damit aber für die Fahrgäste ein ungestörtes Ein- und Umsteigen möglich wird, muss dann der KFZ- Durchgangsverkehr unterbunden werden. Das klappt bereits zu jedem Liborifest, ohne dass der Autoverkehr in Paderborn kollabiert. Am Westerntor, Rosentor und Liboriberg können die Busse halten und auf einer Busspur mit 70 km/h fahren. Eine Bahnhaltestelle am Rosentor würde optimal Bus und Bahn verbinden und viele Ziele im ÖPNV leichter erreichbar machen. Auch der Wochenmarkt könnte optimal auf dem Platz zwischen neuer Bahnstation Rosentor und der neuen  Buszentralstation auf dem Liboriberg stattfinden. Besonders für alte Leute wäre der Weg vom Markt zum Bus mit mit Lebenmitteln beladenen Taschen so kurz, wie noch nie. Das Liborifest könnte auf den Maspernplatz verlegt werden, da durch das Parkhaus am Neuhäuser Tor und am Rolandsweg genügend Ausweichflächen für den ruhenden PKW- Verkehr geschaffen wurden. das werden viele als ketzerisch bezeichnen, aber wenn die Maßnahme durch eine besseren Busverkehr die Lebensqualität der Stadt hebt, sollte das weltliche Klimbim des Liborifestes auch an einen anderen Ort verlagert werden können. Ist die Verlagerung nicht möglich, kann man aber auch eine Woche im Jahr damit leben, dass die Busse nicht den besten Weg fahren können. Schließlich könnte die die Liborikapelle auf diese Weise wieder stärker in den kirchlichen Teil des Liborifestes einbezogen werden. Hier wären u.a. ein Freiluftgottesdienst oder ein deutsch-französisches Jugendzeltlager während des Liborifestes möglich. Eine Anbindung der Zentralstation entfällt bei dieser Variante. Wie in Fulda wäre es jedoch möglich, mit Kleinbussen, die auf Handzeichen oder Fahrgastwunsch überall halten, die Innenstadt über Kamp und Marienstraße alle 10 Minuten zu erschließen. In Fulda kostet das weit weniger, als die PESAG bei diesem Vorschlag für einen Umweg über die heutige Zentralstation ausgeben müsste.
Durch diesen Vorschlag der ÖDP sollen die Busse die Innenstadt bei einer guter Erschließung der City schneller durchqueren und auch für alle attraktiv werden, die von einem Stadtteil ins andere wollen und an der Innenstadt bei ihrer Fahrt kein Interesse haben.
Da ich aber in Paderborn keine Mehrheit für eine Sperrung des Le Mans Walls und Liboriberges für den Durchgangsverkehr sehe, halte ich die derzeitige Führung der Busse durch die Innenstadt für das beste, was derzeit in Paderborn umsetzbar ist. Es bleibt dann nur die Fragen warum die Bahnbusse zwecks einer besseren Verknüpfung mit den PESAG- Bussen dann nicht auch diesen Weg fahren. Schließlich behauptet die PESAG, dass eine Verlagerung der Busse von der Innenstadt auf den Ring bei den derzeitigen Verhältnissen zu Fahrgastverlusten führt. Wenn dem so ist, ist es unverantwortlich, die Busse der BVO weiter über den Ring fahren zu lassen.

—–Zur Uni sollte der Bustakt der Linien 4 und 48 verdoppelt werden auf 7,5 Minuten. Davon profitieren Studenten und Anwohner gleichermaßen und das größte Einkaufszentrum (Südring) außerhalb der Innenstadt wird so mit dieser optimal verbunden. Wendeschleifen sind am Liethstaudamm und und „Am Bahneinschnitt“  und der Schönen Aussicht vorhanden. Bei so kurzen Busfolgen wird das Fahrplanlesen überflüssig.
—–Eine Buslinie sollte alle 30 Minuten von der Uni über den Hauptbahnhof, die Ferdinandstraße, die Fürstenalle nach Schloss Neuhaus fahren (oder zur Gartenstadt Sennelager über die Hermann Löns Straße). Dadurch werden die neuen Uni-Räume im Nixdorf- Gebäude, die Studentenzimmer im Riemekeviertel und die Uni direkt verbunden.
——Auf jeden Fall sollten die Ergebnisse der Studien von Sozialdata (Postfach 701 ´829, 81316 München) zum Thema Verkehrswende mit den Gegebenheiten in Paderborn verglichen werden.
—–Auffallend ist der geringe Anteil des Freizeitverkehrs bei den Busfahrgästen. Das mag zum Teil daran liegen, dass man die Wochenenden nicht dargestellt hat. Aber es bleibt die Frage, wie sieht die analoge Verteilung beim Auto aus? Kann der Busverkehr im Freizeitverkehr noch Fahrgäste hinzu gewinnen?
—–Wie ist in Paderborn die Kenntnis der Einwohner über ihren Nahverkehr? Wissen die Leute, wo die nächste Haltestelle ist, wie oft die Busse fahren, welche Linien im 15 Minuten Takt fahren und welche Tarife es gibt? welche Fahrzeiten veranschlagen die Leute für eine Fahrt mit dem ÖPNV von Tür zu Tür und wie weit weicht dies von der realen Fahrzeit ab?
—–Wie verhalten sich Gewerkschaften, Unternehmer und Betriebsräte zum öffentlichen Verkehr? Nehmen diese beim Verhandeln und Umsetzen von Tarifverträgen und der Regelung von Arbeitszeiten Rücksicht auf die Erreichbarkeit mit Bus und Bahn? Oder hängt die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze vom Zufall ab? Durch unnötig lange Wartezeiten vor oder nach der Arbeit können viele Pendler zum Auto gedrängt werden, die durchaus das Busangebot nutzen könnten.
—–Gibt es Überlegungen, in Absprache mit Unternehmen ähnlich wie die Schulbusse Pendlerbusse einzusetzen, die allen Gelegenheitsfahrgästen zugänglich bleiben, aber gezielt den Bedarf der Betriebe bedienen? So könnten Wohn- und Industriegebiete ohne Umwege zu den Schichtwechselzeiten schnell miteinander verbunden werden. Da die Schule erst um acht beginnt, könnten die Busse, die als Schulbus gebraucht werden schon vorher als Pendlerbus verkehren.
—–Warum betreiben PESAG und BVO kein Carsharing? Dabei hält eine Gesellschaft oder ein Verein Autos vor, die von den Mitgliedern oder PESAG- Dauerkunden jederzeit gebucht werden können. Man zahlt für jede Autofahrt die vollen Kilometerkosten und spart dafür die Vorhaltungskosten für einen eigenen Wagen oder ein Zweitauto. Im Durchschnitt werden die Autos am Tag nur 40 Minuten bewegt. 1400 Minuten stehen die Autos irgendwo herum. Wer einmal ein Privatauto hat, wird wegen der hohen Fixkosten nur selten den Bus nehmen. Wer aber am Carsharing teilnimmt, wird, wann immer es geht, auf das Auto verzichten und laufen, radeln oder Bus fahren, weil er die vollen Autokosten von über 70 Pfennig / Kilometer einspart. Die Bahn kostet z.B. (1995) ohne Ermäßigung (Bahncard, Zeitkarte….) nur 25 Pfennige / Kilometer. Da kann man auch zu dritt noch den vollen Fahrpreis zahlen. Carsharing hat auch einen großen Vorteil: Man kann sich je nach Fahrt das passende Auto buchen, z.B. den Kleinbus für den Familienausflug, den Transporter für den Umzug oder den Smart für eine Fahrt alleine zum Supermarkt.
—–In die Vergabe künftiger Studien sollte die Uni Paderborn mit einbezogen werden. Die Fachbereiche Geographie, Soziologhie, Wirtschaft und Politologie sollten in solche Untersuchungen einbezogen werden, um die heimische Uni zu fördern.

Weitere Vorschläge in Stichworten:
—–Umsteigehaltestellen ausbauen, verbessern oder vorbeifahrende Linien immer halten lassen:
Elsener Straße / Heinz Nixdorf Ring (6,68,8)
Pontanusstraße (BVO, PESAG: 2,24,9,58)
Barkhauser Straße (PEDAG, BVO)
Wewer / B! (BVO, PESAG 2,24)
Kaukenberg (PESAG, Brüggenmeyer)
Sande Friedhof / B64 BVO- Halt einrichten, PESAG hält in Parallelstraße
Bus- und Basenverknüpfung in Sennelager und Paderborn Nord verbessern, Haltestelle Ausbesserungswerk für alle Züge nutzen.
Fußwege zwischen Buslinien ausschildern, etwa von der Uni Haltestelle der Linie 9 zur Unihaltestelle der Linien 4 und 48, von der Linie 3 zur Linie 2, von der PESAG in der Innenstadt zur BVO auf dem Ring und künftig in Sande und Wewer.
—-BVO-Linien von der Borchener Straße über Widukindstraße – Karlstrtaße – Kasseler Tor umleiten, damit die auf dem Ring halten und die Innenstadt besser erschließen.
—–Automaten und Imbisse / Kioske mit Fahrkartenverkauf an wichtige Haltestellen, um die Busfahrer zu entlasten.
—–Angleichung des Fahrplanwechsles von PESAG und BVO, BVO- Buslinien im Stadtbereich in die PESAG- Übersichtspläne aufnehmen
—–BVO- Busse, die vom Westen (Salzkotten, Delbrück, Hövelhof) kommen und am Hauptbahnhof enden bis zur akut nicht genutzten Wendeschleife an der „Schönen Aussicht“ verlängern zwecks Direktanbindung der Innenstadt (Libioriberg) und der Universität (Schöne Aussicht).
—–Busbrücke bei Nixdorf über die Alme, Schaffung eines westlichen Busknoten bei Nixdorf, wo sich BVO- und PESAG- Linien begegnen und nach Hövelhof, Delbrück, Büren und Salzkotten umgestiegen werden kann.
—–Markenzeichen- Design für Haltestellen schaffen, die im 15 Minuten Takt bedient werden
—–Spät- und Nachtverkehr verbessern. Auch um 0.18 Uhr sollte noch ein Nachtexpress am Hauptbahnhof stehen, der einmal die Innenstadt durchquert und dann die Fahrgäste ganz nach Bedarf zu den Haltestellen der Stadt bringt.
—–Fahrpläne, Linienplan, Tarifinformationen, Verkaufsstellen- Liste und Tipps (Wie komme ich an eine Monatskarte?) ins Telefonbuch. Das ist doch in fast jeden Haushalt.
—–Taxiruf beim Busfahrer in den Abend- und Frühstunden.
—–Preiswerte Fahrkarten für Hotel- und Feriengäste.
—–Eine Gratismonatskarte für jeden zuziehenden zum Testen der Busse, gültig 31 Tage ab einer Entwertung durch den Inhaber. das reduziert die Hürde mal den ÖPNV zu nehmen und führt zu mehr Kunden.
—–Leerfahrten verstärkt in Linienfahrten verwandeln, sofern diese regelmäßig sind (durch kleine Umwege (z. B. über Südstadt oder Nixdorf kann es so sehr interessante Spätfahrten geben), gleiches gilt für Werks- und Schülerverkehre, die für alle nutzbar werden müssen.
—–Gepäckaufbewahrung und Servicestation in der Innenstadt, Computerfahrplanauskunft in allen größeren Geschäften sowie öffentliche Uhren, um den Bus nicht zu verpassen.
—–Fahrradtransport im Bus, sofern Platz ist.
—–Fahrradständer an Haltestellen, vor allem an denen im 15 Minutentakt zur besseren Vernetzung von Bus und Rad.
—–Fahrradgaragen an Haltestellen mit Zielen weit abseits der Buslinien, wo Pendler sicher ein Rad abstellen können.
—–Ab 20 Uhr anhalten auf Wunsch
—–Beseitigung der Busbucht Winfriedstraße (4, 48), die Busse kommen dann schneller zur Ampel.
—–Heute würde ich dazu schreiben: Busanhänger und Midibusse nutzen, statt Gelenkbusse, damit das Platzangebot im Busverkehr leichter der Nachfrage im Tagesgang angepasst werden kann.
Soweit die Anmerkungen eines interessierten Bürgers zum Thema. Ich bin von der ÖDP beauftragt worden, diese Anmerkungen den Verantwortlichen vorzulegen. Ich hoffe, dass einige Anregungen in der Zukunft auch umgesetzt werden und zukünftige Studien einige Bereiche mehr untersuchen.

Ich setze mich für eine Politik ein, die auch lokal so handelt, dass diese global verantwortbar bleibt. Aufgabe der Politik muss es u.a. sein, die Fantasie der Menschen anzuregen, damit diese Wege finden, mit weniger Autofahrten auszukommen. Dafür muss natürlich auch der politisch geschaffene Rahmen verbessert werden. Die Politik hat in der repräsentativen Demokratie die Bringschuld, Schaden von den Menschen abzuwenden. Dabei müssen alle Menschen, die Heute und in Zukunft leben, berücksichtigt werden.
In diesem Zusammenhang müssen meine Forderungen nach einer Zurückdrängung des Autoverkehrs und einer Bevorzugung des Umweltverbundes gesehen werden. Denn eine Gesellschaft, die Vorbvild für die Entwicklung der ganzen Welt sein will, muss sparsam mit den Ressorcen umgehen. Alleine in Nordrhein Westfalen gibt es (1995) mehr Autos, als in ganz Afrika. Da die ganze Welt nie so leben könnte, wie wir es derzeit tun, muss sich unser Lebensstil ändern, Diesen Bewusstseins- und Verhaltenswandel herbeizuführen ist die oberste Aufgabe aller verantwortungsbewussten Menschen. Über den Weg dahin kann man streiten, nicht aber über das Ziel. Ein wenigwer an Ressourcenverbrauch und intelligenterer Lebensstil haben aber nichts mit Verzicht zu tun, da wir durch das abwerfen unnötigen Balastes oft viel mehr gewinnen, als wir aufgeben. Über die Details des weges kann man streiten, nicht aber über das Ziel, da alle anderen Ziele zum Riun des Ökosystemes erde führen.
Leider zeigen die vielen neuen Parkhäuser in Pasderborn (Rolandsweg, marktkauf, Liboripassage, Neuhäuser Tor) und der anhaltende Straßenbau ein anderes Ziel auf.
Da ich im die grenzen der kommunalen Handlungsmöglichkeiten weiß, habe ich bemüht, viele kleinere regionalmachbare Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die zur Förderung des Allgemeinwohls von jeder politischen Richtung umsetzbar sind.

Mit bstem Gruß, Felix Staratschek, damals in der Riemekestraße in Paderborn zu Hause.

Paderborn: Liboriberg für Autos sperren – mein Vorschlag für den ÖPNV in der Stadtmitte vom 18.07.1994

Ein Leserbrief von mir in der Neuen Westfälischen nahm am 18.07.94 Stellung zur Diskussion um das Paderborner Dauerthema „Führung der Linienbusse in der Paderborner Innenstadt.

Derzeit streitet man sich in Paderborn, wie in Zukunft die Busse der PESAG (heute Padersprinter) durch die Innenstadt geführt werden sollen. Die derzeitige Umleitung der Busse wäre auf die Dauer mit Sicherheit die schlechteste Lösung.
Zur Auswahl stehen dann zwei Möglichkeiten:
1. die alte Lösung dass fast alle Busse durch die Innenstadt über den Rathausplatz fahren und
2. die Führung der Busse über den Liboriberg.
Wofür man sich entscheidet, hängt davon ab, welche Aufgaben man mit dem öffentlichen Verkehr abdecken will. Wenn der Busverkehr nur die Innenstadt erschließen soll, um Kunden zu den Geschäften zu bringen, muss der Bus wie bisher durch die Innenstadt fahren.
Wenn aber die Busse künftig verstärkt von Fahrgästen genutzt werden sollen, die nicht nur in die Innenstadt wollen, ist es sinnvoller die Busse über den Liboriberg zu führen. Allerdings müssen dafür einige Voraussetzungen erfüllt sein, damit dies wirklich den Fahrgästen zugute kommt.

1. Der Liboriberg muss für den PKW- Durchgangsverkehr gesperrt werden. Dadurch werden die Busse nicht mehr vom Autoverkehr behindert. Die Straße kann ohne Ampeln von den Fußgängern schnell und Gefahrlos überquert werden.

2. Das ist die Voraussetzung für die neue zentrale Busstation am Rosentor. Hier müssen großzügige Warteräume entstehen. Ein Aufenthaltsraum mit Fahrkartenverkauf, Fahrplanberatung (Fahrpläne aus ganz Deutschland) sowie ein Verkauf von Getränken und kleinen Speisen in den Schwachlastzeiten sind unverzichtbar für einen guten Service.

3. Durch den Fahrkartenverkauf, durch Automaten, durch die neue Wegführung und durch die Verkehrsberuhigung werden die Busse beschleunigt. Busspuren und Ampelvorrangschaltungen können weitere Zeitersparnisse bringen. Die Fahrt durch die Innenstadt kann um 5 Minuten verkürzt werden. Diese Zeit kann für dichtere Fahrpläne oder Linienverlängerungen genutzt werden.

4. Der Wochenmarkt soll vom Domplatz zum Liboriberg verlegt werden. Dann brauche die Innenstadtbesucher die mit Lebensmitteln beladenen Einkaufstaschen nicht mehr so weit tragen, wie zur Zeit, da der neue Busbahnhof und der neue Markt direkt nebeneinander liegen. Die Wege in die Innenstadt bleiben über die Liboristraße und die Rosenstraße erträglich.

5. Eine kostenlose Stadtbuslinie, die über die Parkgebühren finanziert wird, soll noch in einer Richtung durch die Innenstadt fahren. Die Linie soll alle Parkhäuser, den Bahnhof und die neue Zentralstation am Rosentor im 5 Minutentakt mit der Innenstadt verbinden. Folgenden weg schlage ich vor: Liboriberg – Busdorfwall – Giersstraße – Kamp – Marienstraße – Westernmauer – Kisau – Heierswall – Friedrichstraße – Imadstraße – Riemekestraße – Hautbahnhof – Liboriberg.

Auf diesen Brief antwortete in der NW vom 22.07.94 das CDU- Mitglied Johannes K.:

Kein Recht, Auto zu vergraulen

Herr Staratschek, sie besitzen wohl kein eigenes Auto, aus welchen Grund auch immer? deshalb haben Sie aber noch lange nicht das recht, dass Sie der Allgemeinheit das Auto noch mehr vergraulen wollen, indem Sie laut fordern, dass die sehr wichtige Hauptstraße Liboriberg für den Autoverkehr gesperrt wird und nur für Busse frei befahrbar sein soll.
Weiter fordern Sie, dass der Wochenmarkt vom Domplatz zum Liboriberg verlagert wird, weil dann Markt und der von ihnen fantasierte Busbahnhof Rosentor direkt nebeneinander liegen würden. Wo man wohl darüber nachdenken könnte, wäre, dass man den Wochenmarkt vom Domplatz zum Königsplatz verlagern könnte. Ich halte es für sinnvoll, dass der in Zukunft zur Fußgängerzone umgestaltete Kamp und der bis zur Baumaßnahme von Bussen befahrene teil der Westernstraße zur Sicherheit der Fußgänger frei von Bussen bleibt. Die Buszentralstation an der Marienstraße unter dem Königsplatz muss aber in Zukunft wieder nach Möglichkeit von allen in der Friedrichstraße verkehrenden Bussen angesteuert werden.
Da die Kamp- Busse, etwa 450 täglich, über den Le Mans Wall und Liboriberg geführt werden müssen, muss der Liboriberg und der Le Mans Wall um etwa 3 Meter verbreitert werden, um an der Nordseite eine eigene Busspur anlegen zu können., damit sich der PKW- und der starke Busverkehr nicht gegenseitig behindern.
Und nun noch ein Satz zur Kassler Tor- Brücke. Die Kassler Tor Brücke über die Eisenbahn muss vierspurig ausgebaut werden, da nur so ein Reibungsloser PKW- und Busverkehr möglich ist. Doch leider fordern Lackmann und Co immer noch einen zweispurigen Bau der Brücke, bei solch einer Bündnisgrünen Lösung nutzen die besten Busfahrpläne nichts, weil sich die Busse dabei weiterhin wie bisher verspäten, weil sie dann weiterhin wie bisher im Stau warten müssen.

Am 5.08.94 veröffentlichte die Neue Westfälische dazu meine Antwort.

Schönere Stadt, besseres Klima

Herr K. hat recht, ich besitze kein Auto, wie viele in unserer Gesellschaft. Sie „Allgemeinheit“ mit Autofahrern gleichzusetzen ist sehr bedenklich. Über 60% der Paderborner besuchen schon heute die Innenstadt ohne Auto. Sozialdata ermittelte, dass die meisten Politiker glauben, die Bürger wollen vor allem das Auto gefördert sehen. Sozialdata ermittelte jedoch, dass die Mehrheit der Bevölkerung einen Vorrang des ÖPNV wünscht.

Der Erfolg der ersten autofreien Wohnsiedlung in Bremen spricht für sich, nicht nur mit niedrigeren Baukosten. Es geht nicht darum,das „Auto zu vergraulen“, sondern darum, Wege zu finden, wie man mit weniger Autofahrten oder ohne Auto einfacher leben kann. Weniger Autoverkehr muss nicht einmal Verzicht heißen, da eine schönere Stadt und ein besseres Klima allen zugute käme. Es schimpft heute jeder über die vielen Autos und den Sommersmog, es will aber niemand den Anfang machen und sich für einen Rahmen einsetzen, der uns vom Auto unabhängiger macht.

Die CD hat in der Vergangenheit aktiv die Kunden der Eisenbahn vergrault. Man sprach vom Haushaltsrisiko Bahn und wollte durch die Stilllegung von 30% des Schienennetzes 3% des Zuschussbedarfes einsparen. Schlechte Fahrpläne, riesige schienenfreie Räume und verfallene Bahnstrecken sind die Folge dieser Politik und haben mit zu unserem heutigen Verkehrschaos geführt. Veraltete bahnstrecken sind extrem teuer im Betrieb, so dass einem Maximum an Steuergeldern ein Minimum an generierten Nutzen gegenübersteht. Solche Bahnstrecken, wie die Sennebahn, nicht zu modernisieren, ist eine riesige und sinnlose Verschwendung von Steuergeldern.

Der Liboriberg ist auch keine „wichtige Straße“. Er gehört zu den schwächer belasteten Teilen des Inneren Ringes. Eine Sperrung würde nicht zu einem Verkehrschaos führen, da viele Autofahrten auf die äußeren Ringe verlegt werden könnten. Die Buslinien werden durch die kurze und schnelle Streckenführung wesentlich attraktiver. Alle Parkplätze und Parkhäuser sind auch bei einer Sperrung des Liboriberges für die Autos leicht erreichbar. Niemand wird durch diese Unterbrechung einer Straße am Autofahren gehindert. Aber die Buslinien werden dadurch endlich attraktiver.

Herr K. meint dass ich den Bahnhof Rosentor „fantasiere“, der in meinem Brief gar nicht vorkam. Ich bin froh darüber, dass ich noch Fantasie habe. Ein Bahnhof am Rosentor würde den Hauptbahnhof beim Fahrgastaufkommen in den Schatten stellen und der Innenstadt viele neue Kunden bringen. Ich habe zur Zeit im Stadtarchiv in Detmold zu tun und fahre mit der Bahn dorthin. Jeden Tag fahre ich zwei mal an der Innenstadt vorbei, ohne eine Chance zum Aussteigen. Platz ist genug da und die Liborikapelle ließe sich auch verschieben, wenn es denn sein müsste.

es gibt in Paderborn viel Geld für neue umweltschädliche Parkhäuser und Flughäfen, während die umweltfreundliche Eisenbahn auf der Strecke bleibt. Wenn der Liboriberg heute schon für den Durchgangsverkehr gesperrt wäre und den neuen zentralen Busbahnhof beherbergen würde, gäbe es mit Sicherheit große Proteste, wenn diese Straße generell für PKW- Durchgangsfahrten geöffnet würde. Andere Städte belegen, dass hierfür nicht mal Fantasie nötig ist. Und das gilt ja auch für Paderborn, wo diese Sperrung während des Liborifestes jährlich stattfinden, ohne dass das Leben in der Stadt zusammen bricht. Während dieser Woche können auch die Busse umgeleitet werden, um dann aber den Rest des Jahres wesentlich schneller in der Stadt unterwegs zu sein.

Abs. Felix Staratschek, damals in der Riemekestraße in Paderborn zu Hause.